Das Vorstädter Schützenfest 1932
Steinfurter Kreisblatt – Burgsteinfurter Kreiszeitung, Burgsteinfurt, Dienstag, 28. Juni 1932
(Abschrift von Wilhelm Alff, Sohn der Schützenkönigin)
(Abschrift von Wilhelm Alff, Sohn der Schützenkönigin)
Das diesjährige „Vorstädter Schützenfest“ hatte eine Vorgeschichte, die noch einmal gestreift werden soll. Gemäß einem Vorstandsbeschluß sollte das Schützenfest in diesem Jahre wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Notlage, von der auch eine Anzahl Mitglieder des Vorstädter Schützenvereins sehr hart betroffen sind, nicht abgehalten werden. Der Beschluß ist ohne Zweifel verständlich, aber die Mehrzahl der Mitglieder war doch anderer Meinung und so brachte eine Mitgliederversammlung den neuen Beschluß, das Schützenfest trotz aller Widerwärtigkeiten zu feiern. Trotz alledem – auch das ist so verständlich, denn ein wenig Freude soll ein jeder haben und in bescheidenem Rahmen soll auch der vom Schicksal hart Getroffene einmal ein Fest feiern dürfen, das gibt ihm neuen Lebensmut und neue Lebenskraft und Hoffnung, daß alles auch einmal wieder besser wird. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, darf man diese Entscheidung nur begrüßen. Die kleinen Unstimmigkeiten – wo kämen sie nicht einmal vor? – haben nur dazu beigetragen, den Verein innerlich zu stärken und zu kräftigen, das Gemeinschaftsgefühl zu heben: wir sind im Verein alle Brüder, unsere Meinungen gehen wohl einmal auseinander, aber unser Ziel bleibt ewig und immerdar gemeinsames Streben, gemeinsames Wollen: In Treue fest. Das es so ist, davon legte der schöne Verlauf des Festes ein beredtes Zeugnis ab.
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Etwas Grundsätzliches über das Festefeiern mag in diesem Zusammenhange noch gesagt werden: Es ist niemals davon gesprochen worden, man sollte überhaupt keine Feste feiern, es ist nur immer von einer Einschränkung gesprochen worden. Blickt man zurück auf die bisher gefeierten Feste, so kann man feststellen, daß durchweg überall diese Einschränkungen oft sogar sehr rigoros durchgeführt worden sind. Es ist eben das Gebot der Zeit. Ganz darf auch der Wirt nicht vergessen werden, wo sollte er bleiben, wenn nun gar kein Fest mehr gefeiert werden sollte? Es ist also auch ein wirtschaftliches Problem. Seinen Auftakt fand das diesjährige Vorstädter Schützenfest mit dem Wecken um 6 Uhr am Sonntagmorgen, das ausgeführt wurde von der Kriegervereinskapelle Burgsteinfurt. Um 12.45 Uhr traten dann die Schützen am Vereinslokal Schützenhof an. Der Hauptmann konnte hier dem Obersten die stattliche Zahl von 105 angetretenen Schützen melden. Oberst Hemker begrüßte die Schützen und dankte für das so zahlreiche Erscheinen. |
Vor 21 Jahren sei der Verein zum ersten Male ausgezogen zum Schießstand Waldfreiheit zum Königsschießen. Vor 21 Jahren wurde der erste König gekrönt, der leider nicht mehr unter den Lebenden weile. Noch so manchen habe der Verein durch den Tod verloren, so manchen, der den Verein mitbegründet habe. 11 junge Schützen ließen im Weltkriege ihr Blut für das Vaterland. Aller derer, die das heutige Fest nicht mehr mitfeiern könnten, solle still gedacht werden. Im Schweigen verharrten die Schützen, während die Kapelle das Lied vom guten Kameraden spielte. Der Oberst schloß dann mit der Hoffnung, daß das Fest so schön wie es begonnen, auch vollendet werden möge.
Nach Abholung der Fahne und des alten Königs begann dann auf dem Schießstand beim Schützenhof das Ringen um die neue Königswürde, während das Konzert-Orchester Münster unter Leitung seines Dirigenten Jul. Wilhelm konzertierte. Bei schönstem Wetter verging so der Nachmittag allzu schnell. Den Königsschuß tat Schützenbruder Heinrich Junker, er erwählte sich zur Königin Frl. Elisabeth Scheiper. In den Thron wählte sich der neue König Schützenbruder Hans Stemmerding und Frau, Willy Hüsing und Frau, Johann Becks und Fräulein Pauline Schulz u. Heinrich Kuhl und Frl. Aenne Jacobsmeyer. Ein harmonisch verlaufener Ball beschloß das diesjährige Vorstädter Schützenfest, das neue und feste Bande knüpfte unter den einzelnen Schützenbrüdern. |