Die Geschichte des Vorstädter Schützenvereins
1911 - Wie alles begann
Damals war für die Vorstädter die Welt noch klein. Es gab weder Auto, Radio noch Fernsehen, auch an Urlaub dachte niemand. Die Zeit war einfach ganz anders, die einzigen Verbindungen zur großen Welt waren die Bahn, die Post oder die Pferdewagen. Die Bewohner der wachsenden “Vorstadt” fühlten sich rein äußerlich durch die Bahnlinie von der historischen Altstadt isoliert. Im November 1910 berieten auf einer Bürgerversammlung beherzte und engagierte Männer in der Wirtschaft Arning, Meteler Stiege, über die Sinnhaftigkeit der Gründung eines weiteren Schützenvereins in Burgsteinfurt. Als Alternative bestand die Möglichkeit, den in der damaligen Stadt Burgsteinfurt und den Gemeinden Hollich und Sellen/Veltrup bereits existierenden Schützenvereinen mit Ihrer jeweils eigenen Schützentradition beizutreten. Nach Austausch der Argumente fand der Gedanke, eine Identität und kameradschaftliche Verbindung zu schaffen und einen eigenen Schützenverein vor der Stadt zu gründen, breite Zustimmung. |
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Anfang 1911 kam es zur Gründung des
Vorstädter Schützenvereins, der die Steintorfeldmark, das gesamte Gebiet
außerhalb des einstigen Steintores westlich der Bahnlinie
Oberhausen-Quakenbrück und die Rottorfeldmark bis hin zur Leerer Straße
umfasste.
Der Gründungsvorsitzende Georg Schulz ging wie alle ihm nachfolgenden Vorsitzenden mit seinen Vorstandskameraden mit Zuversicht und Schaffenskraft die übernommene Aufgabe an. Bereits am 25. und 26. Juni 1911 fand das erste Schützenfest des neuen Vereins an der Meteler Stiege statt. 68 Schützen sowie das Musikkorps der freiwilligen Feuerwehr Burgsteinfurt zogen zum ersten Königsschießen Richtung Festplatz. Der Klempnermeister Edmund Happe wurde erster König der Vorstadt. Mit seiner Frau als Königin wurde das erste zweitägige Fest intensiv gefeiert. Dieser Termin für das Schützenfest. der den letzten Sonntag im Juni als Haupttag beinhaltet und der strukturelle Ablauf des Schützenfestes wurde bis heute im Grundsatz beibehalten. |
Die Jahre von 1912 bis 1946
In der Generalversammlung am 20. April 2013 wählten die Mitglieder Bernhard Schnieder zum 1. Vorsitzenden. Er führte den Verein im diesen schlechten Zeiten zu bedeutsamen Ansehen und schaffte im Inneren die Basis für generationsübergreifende Freundschaften und den Zusammenhalt innerhalb der großen Vorstädter Familie. Ludwig Volkens war der letzte König am 28. Juni 1914 bevor am 02. August 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach. Erst am 17. Mai 1919 traf sich die Generalversammlung erneut um im folgenden Jahr das erste Schützenfest nach dem Krieg zu feiern. Mit großem Stolz weihte man am 20. Juli 1933 die erste Vereinsfahne ein. 1934 wurde Heinrich Schnieder zum 1. Vorsitzenden gewählt. in seiner 36 jährigen Amtszeit gelang es ihm trotz vieler Hürden die Eigenständigkeit des Vereins aufrecht zu erhalten. |
Unser 25. jähriges Bestehen feierten wir 1936. Jubelkönig wurde damals Wilhelm Ebbing und auch der erste Montagsfrühschoppen fand in diesem Jahr statt. Als 1939 Bernhard Junker die Königswürde errang ahnte damals niemand, dass seine Regierungszeit 11 Jahre dauern sollte. Die Kriegsjahre bis zum 8. Mai 1945 waren auch für unseren Schützenverein eine Zeit vieler sinnloser Opfer und hinterließen große Lücken in den Reihen der Mitglieder. Man traf sich zwar noch einige Male, die Hauptaufgabe bestand jedoch darin, die Verbindungen zu den Kriegseinberufenen und zu den Familien aufrechtzuerhalten. Durch den Bombenhagel über Burgsteinfurt gingen fast alle schriftlichen Aufzeichnungen unseres Vereins, die erst 1928 eingeweihte Fahne und die meisten Schützengewehre verloren. Nur die Fahnenstange konnte halb verkohlt aus den Trümmerbergen gezogen werden.
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Die Jahre von 1947 – 1961
Nach einem Sommerfest im Jahre 1947 und dem Karnevalsfest 1948 gilt die Nachkriegsversammlung am 21. Mai 1948 im Parkhotel als Neuanfang. Die 154 Mitglieder hatten von nun an einen Jahresbeitrag von 2 D-Mark zu entrichten. Mit der Währungsreform 1948 begann sich das allgemeine Leben wie auch das Vereinsleben zu normalisieren. Nachdem noch 1948 ein Sommerfest mit Armbrustschießen durchgeführt wurde fand am letzten Sonntag im Juni 1949 das erste Nachkriegsschützenfest auf dem Hof Werdeling in Sellen statt. Hoch zu Ross gab Oberst Heinrich Buddemeier in seiner für ihn typischen Art die Kommandos und der erste König wurde Karl Hildebrand. Mit Wiederaufleben der Vereinsaktivitäten hatten die Vorstädter in Heinz “Müsken” Elfers einen Vereinswirt gefunden, der dem Verein nicht nur die Räume der Gastwirtschaft sondern auch das gesamte Außengelände für die Vereinsaktivitäten zur Verfügung stellte. |
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Zum 40 jährigen Jubiläum im Jahre 1951 wurden alle noch lebenden Könige eingeladen und mit einer goldenen Papierrosette ausgezeichnet. Es waren erhebene Momente als die aus freiwilligen Beiträgen der Mitglieder beschaffte neue Vereinsfahne durch den Landrat Rudolf Hörstker, selbst ein Kind der Vorstadt, geweiht wurde und danach 1000 Luftballons mit dem Aufdruck “40 Jahre Vorstädter Schützenverein” in den Himmel stiegen. 1952 wurde dann eine Schießanlage auf dem Hof Werdeling errichtet. Erstmals durfte in diesem Jahr mit Kleinkaliber geschossen werden und die Offiziere und Zugführer durften erstmals wieder ihre “Degen “ tragen. Im Jahr 1957 wurde das Ehrenmal an der Ochtruper Straße errichtet und am 24. November desselben Jahres durch Pastor Rehorst eingeweiht.
Genau 50 Jahre nach der Gründung feierten die Vorstädter Ihr Jubiläum. Mit Heinz Elfers errang der Vereinswirt mit dem 438. Schuss die Königswürde und Adolf Stemmerding wurde mit dem 156. Schuss erster Vereinskaiser. |
Die Jahre 1962 – 1986
Am 26.10.1969 fand ein Kommandowechsel bei den Vorstädtern statt. Nachfolger von Heinrich Schnieder wurde der langjährige Kassierer Heinz Hemker. Unter seiner besonnenen und weitsichtigen Führung war ein stetiger Aufwärtstrend im Vereinsleben festzustellen. Altes Brauchtum wurde unter seiner Führung weiterentwickelt und mit neuem Leben gefüllt. Zum Schützenfest 1969 erhielten die Vorstandskameraden nach 13 Jahren neue Uniformen und neue Hüte. Heinz Hemker trug mit dem ihm eigenen zielgerichteten Handeln maßgeblich dazu bei, dass sich die sieben Burgsteinfurter Schützenvereine zu einer Interessengemeinschaft zusammenschlossen. 1970 fand in Burgsteinfurt das erste Stadtkaiserschießen am Bierbrunnen statt. Als erster Stadtoberst der Geschichte des Schützenwesens unserer Stadt führte unser Vereinsoberst Heinrich Buddemeier den kilometerlangen Festzug der Burgsteinfurter Schützen zum Festplatz auf dem Baumgarten an. Unser König von 1954 und Vereinskaiser des Jahres 1971 Rudolf Schnieder wurde mit seiner Ehefrau Gisela erstes Burgsteinfurter Stadtkaiserpaar. Fünf Jahre später war es wieder ein Vorstädter, unser Vorstandskamerad Hans Lammers, der mit seiner Gattin Irene den höchsten Thron im Leben eines Schützen besteigen konnte. Im Frühjahr 1977 zogen die Vorstädter auf Ihren neuen Schießplatz auf den Hof Hundeler in Sellen. Nötig wurde dieses nach einem Besitzerwechsel auf dem bisherigen Hof Werdeling. Erster König auf dem Hof Hundeler wurde Karl Sieber. |
Ein Höhepunkt des Vereinslebens war sicherlich das 75 jährige Jubiläum im Jahre 1986. Die Feierlichkeiten mit dem Festkommers am Freitag, im bis auf den letzten Platz gefüllten Festzelt, der Tanzabend am Samstag mit Show-Einlagen und der Festumzug am Sonntag mit vielen Teilnehmern der befreundeten Schützenvereine war ein großer Erfolg. Bei tollem Wetter zeigten wir wieder einmal, das Schützentradition mehr ist, als fröhliches Beisammensein an einem sommerlichen Wochenende. Viele befreundete Schützenvereine, Spielmannszüge und Musikvereine machten den Festumzug am Sonntag zu einer Werbung für das Schützenwesen.
Auf der Jahreshauptversammlung am 05. Oktober 1986 legte Heinz Hemker nach 25jähriger Vorstandsarbeit, davon 17 Jahre als erster Vorsitzender, das Amt in jüngere Hände und wünschte seinem Nachfolger Hans-Gerd Hinsenkamp stets eine glückliche Hand bei der Führung unseres Vereins. |
Die Jahre 1987 – 2011
Unter Leitung von Hans-Gerd Hinsenkamp wurden die Traditionen des Vorstädter Schützenwesens nicht über den Haufen geworfen, jedoch neue Elemente hinzugefügt. Mit einer 2/3 Mehrheit wurde auf der Generalversammlung im Oktober 1991 beschlossen, am Montagabend keinen Festumzug mit anschließendem Ball mehr durchzuführen, sondern die Festtage am Montag fortan mit einem Familienschoppen der oft zu einem Dämmerschoppen wurde, ausklingen zu lassen. Bei der Herbstgeneralversammlung am 25. Oktober 1998 gab es eine intensive Diskussion über die Frage, wie lange der Festumzug beim Schützenfest dauern dürfte. Mit knapper Mehrheit wurde der Beschluss gefasst, zukünftig die Majestäten nur noch innerhalb des Vereinsgebietes abzuholen. Im Jahr 2002 legte Hans-Gerd Hinsenkamp sein Amt als Vorsitzender des Schützenvereins nieder. Die Schützen wählten in der Generalversammlung einstimmig Olaf Heinrich zum Vorsitzenden. Seitdem führt er den Vorstädter Schützenverein erfolgreich bis zum heutigen Zeitpunkt. |
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Amtsübergreifend wurde die Realisierung vom eigenen Vereinsgelände durch die Vorsitzenden Hans-Gerd Hinsenkamp und Olaf Heinrich vorangetrieben. Seit dem Jahr 2002 wird stetig an unserem Gelände gebaut und gebastelt; und unser Platz gehört heute zu den schönsten Festplätzen in Steinfurt.
Dass der Platz eine stattliche Größe aufweist sah man im Jubiläumsjahr 2011. Schluckte er doch an dem 26. Juni rund 1500 Schützen als Endpunkt des riesigen Sternenmarsches durch unsere Innenstadt. Überhaupt war die Jubiläumswoche vom 22.06 bis 27.06.2011 ein rundum gelungener Festmarathon. Jubiläumskönig wurde Ralf Schulze Leugering mit seiner Frau Monika. Jubiläums-Vereins-Kaiser wurde Marc Bürger mit seiner Frau Tanja. |